Wie die Wechseljahre Frauen am Arbeitsplatz beeinträchtigen
Wenn plötzlich nichts mehr wie gewohnt läuft…
Die sonst so strukturierte, engagierte Kollegin wirkt plötzlich gereizt, müde und unkonzentriert. Fehlt häufiger und zieht sich zurück. Was ist los? In meiner Arbeit als systemischer Coach und Resilienz-Trainerin treffe ich immer wieder auf Frauen, die an sich selbst zweifeln – ohne zu wissen, dass sie sich mitten in den Wechseljahren befinden.
Diese Lebensphase bringt tiefgreifende körperliche und emotionale Veränderungen mit sich. Dass sich diese auch auf die Arbeitsfähigkeit auswirken, ist längst kein Einzelfall mehr – wird aber im beruflichen Kontext viel zu selten offen angesprochen.
Neue Studien belegen: Die Wechseljahre sind mehr als nur Hitzewallungen
Eine deutschlandweite Studie von Prof. Dr. Andrea Rumler und ihrem Team der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin macht deutlich:
Über 90 % der befragten Frauen berichten von Symptomen, die sie im Berufsalltag einschränken – darunter:
- Schlafstörungen und Erschöpfung
- Konzentrationsprobleme („Hirnnebel“)
- Gereiztheit und depressive Verstimmungen
- Hitzewallungen, Ängstlichkeit, Gelenkschmerzen
Viele verstehen erst im Nachhinein, dass die Ursache dieser Beschwerden die Wechseljahre waren – und nicht etwa „einfach nur Stress“.
Tabuthema Wechseljahre: „Ich will nicht als schwach gelten“
Was mich besonders bewegt: Über die Hälfte der Frauen spricht am Arbeitsplatz nicht über ihre Beschwerden. Aus Angst, als schwach zu gelten oder nicht mehr ernst genommen zu werden. Gerade Frauen, die viel erreicht haben, wollen sich keine Blöße geben.
Die Studie zeigt jedoch:
- Fast jede fünfte Frau denkt über einen Jobwechsel nach
- Viele reduzieren ihre Stunden oder nehmen sich eine Auszeit
- Jede dritte Frau war schon wegen Wechseljahresbeschwerden krankgeschrieben
- Und knapp 20 % der Frauen über 55 wünschen sich den vorzeitigen Ruhestand
Für Unternehmen bedeutet das einen enormen Verlust an Erfahrung und Fachkompetenz.
Was es jetzt braucht: Eine neue Unternehmenskultur
In meinen Workshops und Trainings erlebe ich, wie wichtig es ist, dass Unternehmen sich öffnen – für Gespräche, für Flexibilität und für individuelle Lösungen. Was Frauen konkret hilft:
- Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice
- Ruheräume und Rückzugsmöglichkeiten
- Gesunde Ernährung und Bewegung – z. B. Hormon-Yoga oder moderates Krafttraining
- Verständnisvolle Führungskräfte, die das Thema nicht tabuisieren
- Offene Kommunikation – ohne Scham oder Bewertung
Auch kleine Maßnahmen können den Alltag enorm erleichtern – wenn sie auf die individuellen Bedürfnisse der Frauen abgestimmt sind.
Für Frauen heißt das: Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern notwendig
Wann die Wechseljahre beginnen und wie stark sie sich auswirken, lässt sich nicht steuern. Aber wie wir damit umgehen, schon:
- Informiere dich – über Symptome, Behandlungsmöglichkeiten, Alternativen
- Sprich offen mit deinem Arzt oder deiner Ärztin
- Tausche dich mit anderen Frauen aus – du bist nicht allein
- Und vor allem: Sei nachsichtig mit dir selbst
Die Wechseljahre sind eine Phase. Und sie geht vorbei. Du darfst dich verändern. Du darfst neue Wege gehen. Und du darfst dir Unterstützung holen – im Beruf, im Alltag und in deinem Inneren.
Du möchtest dich oder dein Team auf diese Lebensphase besser vorbereiten?
Ich begleite Frauen, Führungskräfte und Teams dabei, Resilienz zu entwickeln – im Wandel, in der Krise und im Alltag.
Hinweis zur Quelle:
Die Inhalte dieses Beitrags basieren u. a. auf der Studie von Prof. Dr. Andrea Rumler und ihrem Team der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.